Beim Umgang mit digitalen Dokumenten ist das PDF-Format nicht mehr wegzudenken. Es ermöglicht, Dokumente auszutauschen und zu verwalten, unabhängig davon, welche Hard- oder Software verwendet wird. Darüber hinaus bietet es eine enorme Funktionsvielfalt. Formularfelder, Audio- und Video-Daten zu integrieren oder Dokumente zu signieren, sind bekannte Beispiele. Das Dateiformat kann aber noch viel mehr. In dieser Artikelreihe möchte ich einen tieferen Einblick in das PDF-Format geben.

Wenn die richtigen Verarbeitungsmethoden gewählt werden, hilft uns Adobe Acrobat Distiller, Bildinhalte optimal und sparsam in die Druckerei oder ins Web zu bringen. Im letzten Artikel „Adobe Acrobat Distiller: Jedes Bild passend komprimieren“ habe ich einen Einblick und Tipps in die Optionen der Komprimierung für verschiedene Bildinhalte gegeben. Der dort beschriebene Unterschied zwischen verschiedenen Bildinhalten ist auch für das Thema dieses Artikels relevant: die Neuberechnung von Bildern und damit die zweite Möglichkeit zur Reduzierung der Dateigröße.

Im Alltag werden häufig zwei PDF-Versionen benötigt: eine für den Druck und eine fürs Web. Standardmäßig versucht man für die Online-Version einfach, die Printvariante zu verkleinern. Oft reicht das aus, aber gerade wenn viele Bildinhalte vorliegen, lohnt es sich, ein PDF für den jeweiligen Zweck zu optimieren. Dafür braucht es nicht einmal viel Aufwand.

Drei Interpolationsverfahren näher betrachtet

Aus Adobe Photoshop sind den meisten die drei gängigen Interpolationsverfahren für die Neuberechnung von Bildern bekannt:

  • Bikubisch: berücksichtigt die benachbarten Pixel gewichtet, d. h. je weiter weg Pixel sind, desto weniger Einfluss haben sie bei der Berechnung.
  • Bilinear: berücksichtigt nur die direkt benachbarten Pixel.
  • Pixelwiederholung: Umgebungspixel werden nicht berücksichtigt. Beim Herunterrechnen wird der Durchschnitt der zusammengefassten Pixel gebildet, beim Hochrechnen werden die Pixel vervielfacht.

Auch im Distiller gibt es drei Neuberechnungsverfahren zur Auswahl. Allerdings sind diese wieder einmal anders und schwer verständlich benannt:

  • Die „bikubische Neuberechnung“ entspricht der bikubischen Interpolation von Photoshop.
  • Die „durchschnittliche Neuberechnung“ entspricht in etwa der bilinearen Neuberechnung.
  • Die „Kurzberechnung“ entspricht der Pixelwiederholung.

In Adobe Illustrator gibt es übrigens bei der Wandlung von Vektoren in Pixel auch noch drei Glättungsverfahren, die in etwa den oben genannten entsprechen: Supersampling, Hinted und „Ohne“.

Neuberechnung mit verschiedenen Interpolationsmethoden (alle in gleicher Größe: 800×600)

Tabelle: Dateigrößen in KB. Vergleich von Originalgröße (100 %) und Verkleinerung (50 %). Empfohlene Methoden markiert.

Nach der Theorie schauen wir uns die Verfahren am Beispiel an: Wie in der Tabelle zu sehen ist, bringt das Herunterrechnen von grafischen Inhalten (Zeichnung, Screenshot) nicht viel Speicherplatzersparnis. Bei fotografischen Inhalten (Foto, abfotografierte Zeichnung) sieht das schon anders aus.

Anhand dieses Beispiels werden auch die Unterschiede bei den Verfahren deutlich. An der Stelle möchte ich meinen Tipp aus dem letzten Artikel wiederholen: Analysieren Sie Ihren Bildinhalt und testen Sie, welche Neuberechnungsart das passende Verhältnis von Dateigröße und Bildqualität ergibt.

Besonderheiten bei Screenshots

Screenshots gehören zu den Bildinhalten, die bestenfalls nicht verändert, sondern im Original verwendet werden sollten. Sie können nicht durch Neuberechnung verkleinert werden, weil üblicherweise jeder Pixel für die Informationsübertragung wichtig ist. Bei der Verkleinerung werden immer Pixel reduziert, sodass Bildinformationen verlorengehen. Während dies bei Fotos aufgrund der umfangreichen Bildinformation in gewissem Maß verschmerzbar ist (ein Haus bleibt ein Haus), fallen fehlende Pixel in einer Grafik sehr viel stärker ins Gewicht (dünne Linien verschwinden, Text wird unleserlich).

Folgende Screenshots verdeutlichen dies. Die Originalgröße von 300 x 150 px wurde mit bikubischer Neuberechnung auf 150 x 75 px verkleinert. Die Schrift im Screenshot ist dadurch kaum noch lesbar. Neuberechnung ist für die Verkleinerung von Grafiken, Screenshots und Zeichnungen also ein gefährliches Instrument.

Falls Screenshots doch einmal verkleinert werden sollen, muss die Neuberechnung deaktiviert werden, denn die Anzahl der Pixel muss gleich bleiben (obiges Beispiel: 96 dpi/80 mm oder 192 dpi/40 mm oder 288 dpi/26,5 mm). Sollten Screenshots (z. B. ganzer Bildschirm) für den Druck zu klein und damit unleserlich werden, lohnt es sich eventuell, nur den relevanten Ausschnitt abzubilden.

In der Dokumentation werden Screenshots oft in Originalgröße oder in halber Größe publiziert. Die Auflösung ist hier 96/72 dpi bzw. 192/144 dpi. Die Prüfung auf Drucktauglichkeit (Preflight) besteht diese Auflösung jedoch natürlich nicht, sodass auch Screenshots zuweilen doch bearbeitet werden müssen. Im Fall einer notwendigen Vergrößerung sollte die Auflösung verlustlos auf das Doppelte oder Vierfache umgerechnet werden. Das ist nur möglich mit der Methode Pixelwiederholung. Bei der Standardeinstellung (bikubisch) werden Screenshots durch den Weichzeichnungseffekt des Verfahrens unscharf.

Fazit

Wie die Beispiele zeigen, gibt es bei der Wahl der Komprimierungs- und der Neuberechnungsmethode leider keine pauschale Antwort. Außer vielleicht diese: Es kommt auf den Inhalt und die Art des Bildes an. In den meisten Fällen werden Zeichnungen, Grafiken und Screenshots im png-Format das beste Verhältnis von Dateigröße und Bildqualität erzielen. Für Fotos, Scans und abfotografierte Bilder eignet sich das jpg-Format meist besser. Alternativ könnte man das Herunterrechnen von Bildern mit dem Distiller deaktivieren und diese im jeweils vorgelagerten Prozess mit obigen Erkenntnissen neu berechnen.

Empfohlene Auflösungen für Print:

  • Fotos: 300 dpi (+/- 50 dpi).
  • Grafische Inhalte: 400 dpi oder höher.
  • Firmenlogos können auch mehr haben. Orientierung: 800 dpi.
  • Screenshots: Originalgröße oder in 2-facher/4-facher Größe (mindestens 250 dpi).

Empfohlene Auflösungen fürs Web:

  • Fotos: 72–150 dpi
  • Grafische Inhalte/Logos können hochaufgelöst bleiben, wenn sie richtig komprimiert (ZIP) werden.
  • Screenshots: Original-Pixelzahl (Es kann gezoomt werden, wenn sie sehr klein sind).

Hintergrund zu dieser Artikelreihe

Die Auswahl der Themen und deren Umfang orientieren sich an den Fragen und Problemen, mit denen Anwenderinnen und Anwender im Bereich der technischen Dokumentation in den letzten 25 Jahren immer wieder auf mich zugekommen sind. Funktionen, die auch mit dem Adobe Reader genutzt werden können, sind kursiv gekennzeichnet und ggf. ist die Programmversion vermerkt.