Wer als Technischer Redakteur oder in der Technischen Redaktion in welcher Form auch immer tätig ist, für den gibt es ein paar Begriffe, die ihm in seinem Berufsleben immer wieder über den Weg laufen. Zumindest sollte es so sein. Dazu gehören auf jeden Fall “82079“, “Funktionsdesign” und natürlich “tekom”. Als Fachverband unserer Branche erklärt sich die Bedeutung des Letztgenannten von selbst. Einen entsprechenden Stellenwert hat die tekom-Jahrestagung in Stuttgart.
Die Vorträge
Das geballte Vortragsprogramm beginnt morgens um viertel vor neun – das bedeutet: Übernachtung oder frühe Anreise einplanen. Aber es lohnt sich, denn aus meiner Sicht steckt darin der größte Reiz dieser Veranstaltung: Auf der einen Seite die Möglichkeit, sich einem Thema, etwa “Normen und Richtlinien”, zu verschreiben und sich zu verschiedenen Aspekten dieses Themas zu informieren. Auf der anderen Seite – meine Wahl für diesen Tag – können Highlights aus der Themenvielfalt gewählt werden. Mein “Stundenplan” beinhaltet unter anderem einen Vortrag zur Einführung eines CMS, wobei ich an diesem Bericht insbesondere interessant fand, wie Prozesse durch die Systemeinführung vereinfacht werden konnten. Ein weiterer beschäftigt sich mit dem “Single source”-Prinzip – ein Dauerbrenner, wenn es um konsistente Daten geht. Bemerkenswert war dabei, wie es in diesem Fall gelingt, Daten unterschiedlicher Formate zu verknüpfen.
Einen Vortrag zu besuchen mit der Erwartungshaltung, darin eine Lösung für Fragestellungen aus der eigenen Aufgabenwelt präsentiert zu bekommen, ist aus meiner Sicht vermessen. Dafür ist die Zeit doch zu knapp und die beleuchteten Fragestellungen sind in aller Regel zu komplex und zu spezifisch. Gleichwohl eröffnen sich durch die Präsentationen neue Sichtweisen und Abstraktionsmöglichkeiten, die wiederum einen Mehrwert für das eigene Handeln ermöglichen.
Die Messe
“Hallo, darf ich fragen, wo arbeiten Sie?” – “Ich bin von der TANNER AG aus Lindau.” – “Oh, dann sind wir ja Wettbewerber.” Ja klar, die gibt es hier auch. Ansonsten nehme ich neben einigen bekannten Gesichtern vor allem viele Entwickler von Software wahr, seien es Redaktions- oder Autorensysteme, Visualisierungstools oder Werkzeuge für Terminologie und Übersetzungen. Wer mit der Aufgabe betraut ist, ein System in einer Firma einzuführen, für den ist die Messe der tekom-Jahrestagung ein El Dorado. Es bieten sich zuhauf Gelegenheiten für Gespräche mit Fachleuten.
Ich stehe in meinem Job aktuell nicht vor Aufgaben, die sich um hier vorgestellte Tools drehen, daher streife ich dieses Jahr die Messe eher an der Oberfläche. Eyecatcher gibt es natürlich auch und es ist immer genug Zeit, um der einen oder anderen Tool-Vorführung beizuwohnen. Nicht alles davon ist aus meiner Sicht der große Wurf, manches aber doch beeindruckend – zum Beispiel in Hinsicht auf Augmented Reality.
Mein Gesamteindruck des Tages
Trotz der Erfahrung aus der täglichen Arbeit bei einem Dienstleister ist es schon interessant, sich von Zeit zu Zeit explizit die verschiedenen Facetten der Technischen Dokumentation bewusst zu machen. Auch wenn ich mir nicht jedes der Themen zu eigen mache, bei der Jahrestagung wird deutlich: Technische Dokumentation umfasst mehr als die wenigen eingangs erwähnten Schlagwörter. Sich mit diesen auseinanderzusetzen, dazu bedarf es nicht zwingend des Besuchs der Jahrestagung – auch die Treffen der Regionalgruppen leisten dies – aber es ist eine sehr gute Möglichkeit.