In vielen Ländern ist es bereits etabliert, in Deutschland steckt es noch in den Kinderschuhen: Die Rede ist von „BIM“, dem „Building Information Modeling“, der künftigen Standardmethode zur Planung und Umsetzung von Bauprojekten.
BIM ist das Einlösen – oder der Beginn – der digitalen Zukunft im Bauwesen. Arbeitsprozesse in Deutschland und anderswo werden durch Industrie 4.0 umgestaltet bzw. miteinander vernetzt. In der Baubranche geschieht dies über BIM.
Mit BIM werden relevante Produktdaten für die Planung, den Bau und das Management von Gebäuden einheitlich zur Verfügung gestellt und vernetzt. Die neue Form der Organisation stellt einerseits Anforderungen an Struktur, Inhalt und Verfügbarkeit der Produktdaten. Sie steht auf der anderen Seite für eine große Transparenz und erhebliche Vereinfachung bei der Produktauswahl. Egal ob Projekte von privaten Bauträgern, der Wirtschaft oder der öffentlichen Hand: Alles soll nach dem gleichen Schema ablaufen.
Alle am Bau Beteiligten müssen sich an neuen Anforderungen orientieren. Speziell auf die Produkthersteller kommen folgende Aufgaben zu:
Es ist oft nicht erforderlich und auch nicht ratsam, (sofort) alle Produktdetails preiszugeben. Daher lässt sich die Informationstiefe der Daten von Phase zu Phase abstufen. Diese Detaillierungsgrade werden als „LOD“ abgekürzt – „Level of Detail“. Sie werden in die Stufen 1 (grob) bis 5 (überaus detailliert) eingeteilt. Hier gilt es, die Bedürfnisse des jeweiligen Kunden zu berücksichtigen. Im BIM werden drei Arten von Daten ausgetauscht:
Diese Daten müssen in einheitlicher Qualität und in einheitlichem Format zur Verfügung stehen. Deren Einheitlichkeit, aber eben auch die jeweils erforderliche Informationstiefe, sind dabei besonders wichtig.
Hersteller werden künftig erheblich früher in ein Bauprojekt eingebunden. Bislang traten sie erst mit der Bauausschreibung – also nach dem Entwurf – auf den Plan. Fortan werden Bauherren, Architekten und Fachplaner verstärkt zu Beginn der Planungsphase nach geeigneten Produkten für den Gebäudebau Ausschau halten. Wer dann als Hersteller dem Kunden maßgeschneiderte Produktdaten (technische Daten, Stückzahlen, Lieferzeiten etc.) in geeigneter Form zur Verfügung stellt, hat gegenüber seinen Wettbewerbern die Nase vorn.
Durch exakte Vorgaben lassen sich zudem Produktionskapazitäten und Logistik zuverlässig planen. Auch Systemlösungen können besser vermittelt werden. Und nicht zuletzt läuft die gesamte Kommunikation mit allen am Bau Beteiligten einfacher ab – ein nicht zu unterschätzender Mehrwert. Einer Studie der MT Højgaard (Dänemark) sowie ersten Praxisberichten zufolge wird die Planungsqualität spürbar erhöht. Betriebskosten und Projektzeiten werden um über 30 Prozent reduziert.
Manche Vorteile ergeben sich auch aus einer neuen Form der Zusammenarbeit. So ist es durchaus möglich, dass sich spezialisierte Hersteller mit anderen zusammenschließen, um gemeinsam übergreifende Systemlösungen zu entwickeln und anzubieten.
In Deutschland gibt es (noch) keine Standards zu BIM-Produktdaten. Es deutet jedoch alles darauf hin, dass sich zukünftig das Datenmodell „Industry Foundation Classes“ (IFC) diesbezüglich durchsetzen wird. Das bedeutet im Umkehrschluss: Führende Hersteller sind bereits dabei, die BIM-relevanten Produktinformationen in ein IFC-Datenmodell zu überführen, um diese zukünftig dem BIM-Prozess zur Verfügung zu stellen.
Schon ab 2020 soll BIM für alle Infrastruktur-Projekte in Deutschland verpflichtend sein. International – u. a. in China, den USA und Großbritannien – ist man schon wesentlich weiter. In diesen Standards liegt sicher auch eine reizvolle Chance: Bauprojekte werden noch globaler als bisher und die Reichweite im Markt steigt.
Die Frage ist nicht, ob BIM kommt. Die Frage ist, wie gut wir darauf vorbereitet sind. BIM ist dabei mehr als eine technische Herausforderung. Es ist die ständig neue – und gleichzeitig altbekannte – Aufgabe, sich auf die individuellen Ansprüche des Kunden so genau wie möglich einzustellen. Nun besonders im Gewand der Produktdaten.