Manchmal klingen technische Arbeitstitel trocken und abstrakt und dabei ist doch der Inhalt so interessant! Was meine ich denn jetzt, wenn ich von „Textrahmenoptionen im Objektformat“ spreche?

Was ist neu?

Es geht um InDesign, genauer gesagt um das InDesign ab Version „CS6“. Hier hat Adobe an den Textrahmenoptionen gefeilt. Findige InDesign-Nutzer wissen, dass man schon in früheren Versionen über diese Optionen nicht nur die Größe des Rahmens definieren konnte. In CS6 hat sich ein neuer Reiter dazugesellt und bietet uns jetzt die Möglichkeit, einen Textrahmen in Höhe und/oder Breite variabel verlaufen zu lassen. Der Textrahmen passt sich dynamisch dem Inhalt an – eine super Sache für Dokumente, die übersetzt werden müssen!

Diese Einstellung definiert man in einem Objektformat und erleichtert sich somit die Formatierung des Dokuments.

Um das Ganze zu veranschaulichen, arbeite ich anhand eines Beispiels: Auf einer InDesign-Seite steht ein Fließtext, in den ein Bild (Rechteckrahmen) und eine Bildunterschrift eingebunden wurden. Spreche ich im Folgenden von einem Textrahmen, so meine ich damit den Textrahmen der Bildunterschrift.

So passt man einen Textrahmen an:

Ich wähle den anzupassenden Textrahmen aus, dann rufe ich die Textrahmenoptionen mit Strg+B (Apfel+B) auf. Wer lieber klickt, findet die Option auch im Kontextmenü über einen Rechtsklick. Unter dem Reiter „Automatisch Größe ändern“ finde ich jetzt eine Dropdown-Liste und Einstellungen zur Mindesthöhe und -breite. In meinem Beispiel habe ich allein die Höhe des Rahmens variabel eingestellt.

Nun übernehme ich diese Einstellungen in einem neuen Objektformat. Dafür öffne ich den Reiter „Fenster“ → „Formate“ → „Objektformate“. Der Shortcut hierzu ist die Tastenkombination Strg+F7 (Apfel+F7).

Das Objektformat weise ich dann anderen, ähnlichen Textrahmen zu. In meinem Beispiel wären dies weitere Bildunterschriften.

Anwendungsfelder

Nehmen wir an, mein Text wird übersetzt und die Übersetzung ist etwas länger als das Original. Im Falle der Bildunterschrift passiert nun Folgendes: Der Textrahmen passt sich in seiner Höhe dem Text an. Wurde für den Textrahmen nun auch die Option „Textumfluss“ → „Umfließen“ im Objektformat gewählt, so verschiebt sich der Fließtext automatisch nach unten und es besteht nie die Gefahr, dass sich die Bildunterschrift und der Fließtext überlappen.

Arbeiten Sie mit einem CMS, bei dem eine solche Übersetzung allein durch das Ersetzen der Inhalte vonstattengeht, so müssen Sie nicht per Preflight die einzelnen Rahmen suchen und händisch anpassen. Durch das zugewiesene Objektformat verhalten sich die Textrahmen gleich und passen sich dem Inhalt an.

Sie sparen sich so bei großen Dokumenten eine Menge Zeit!

Tücken

Die Arbeit mit variablen Textrahmen ist einfach und effizient, trotzdem gibt es die eine und andere Tücke, derer man sich bewusst sein sollte:

  • Den Textrahmen in seiner Höhe variabel zu definieren, erscheint mir nur in Kombination mit verankerten Textrahmen innerhalb eines Fließtexts mit der Option „Umfließen“ sinnvoll. Beispiele hierfür könnten Bildunterschriften, Marginalientexte oder Zitate sein.
  • In manchen Projekten kann sich ein in die Breite variabler Textrahmen anbieten, doch dabei ist Vorsicht geboten: Ein solcher Textrahmen, der sich über die Seite hinaus erstrecken kann, wird von Preflight nicht mehr als Fehler erkannt! Eine Kontrolle des Endprodukts ist also hier trotzdem von Nöten.
  • Nicht empfehlen würde ich die variable Textbreite für Dateien mit vielen einzelnen Textrahmen. Übersetzungen, die länger laufen als das Original und einen Übersatztext verursachen, findet man schnell über das Preflight-Fenster. Der Anwender kann dann für jeden einzelnen Textrahmen entscheiden, ob er höher oder breiter werden soll.

Ist man sich der Grenzen der variablen Textrahmen bewusst, kann man dieses neue Feature schnell in ein Dokument einbinden. Dazu sollte man aber vorher alle Definitionen einmal durchgetestet haben, um später keine Überraschungen zu erleben.

Viel Spaß dabei!

Meine Kollegin Gisela Hack aus der Abteilung Technisches Marketing stand mir als Ideengeberin und Expertin bei diesem Artikel zur Seite.

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