In seinem Artikel „Klassifizieren & Mappen: So bringen Sie Ihre Produktdaten in Form“ hat mein Kollege Alexander Witzigmann am Beispiel eines simplen Produkts gezeigt, wie anspruchsvoll Produktklassifikation sein kann. Die Recherche der passenden Klasse ist häufig ein intensiver und aufwendiger Prozess. Einerseits, weil es viele Alternativen zu bewerten gilt, andererseits, weil man sich auch mit der Bewertung der eigenen Produktdaten auseinandersetzen muss. Zum Glück gibt es technische Lösungen, die uns bei dieser Aufgabe unterstützen können – genauer gesagt: Business-Intelligence-Tools für die Datenanalyse und Datenvisualisierung. Wie wir diese einsetzen, erkläre ich in diesem Artikel.

Business Intelligence (BI) ist ein Sammelbegriff, der verschiedene (maschinelle) Verfahren und Prozesse zur Sammlung, Auswertung und Visualisierung von Daten einschließt. BI-Tools sollen Menschen dabei unterstützen, auf der Grundlage vollständiger Daten schneller bessere Entscheidungen zu treffen. Für den Einsatz bei der Produktklassifikation sind sie damit prädestiniert. Denn sie liefern auch hier wichtige Entscheidungsgrundlagen, um Daten schneller, sicherer und effizienter zu klassifizieren.

Automatisierte Produktklassifikation

Verknappt gesagt, werden die Quelldaten bei der Produktklassifikation an das BI-Tool übergeben, das die Daten auf die Klassen des gewünschten Klassifikationsstandards mappt. Das Mapping erfolgt auf zwei Ebenen. Die erste ist der textliche Vergleich, bei dem Produktbezeichnungen und Klassenbezeichnungen des Klassifikationsstandards miteinander abgeglichen werden. Die zweite ist die Anzahl übereinstimmender Merkmale.

Visualisierung der Analyse-Ergebnisse

Damit die Datenanalyse als Entscheidungsgrundlage genutzt werden kann, werden die Ergebnisse in einem Dashboard visualisiert. Das Ergebnis einer Datenanalyse zur Unterstützung der Produktklassifizierung nach ETIM kann wie folgt aussehen:

Zur Erklärung: Die blaue Linie zeigt den Textvergleich, also den Grad der Ähnlichkeit zwischen Produkt- und Klassenbezeichnung. Die rosafarbene Linie zeigt, wie viele Produktmerkmale mit standardisierten Merkmalen der Klassen in Übereinstimmung gebracht werden konnten.

Ein hoher Wert bei der blauen Linie deutet auf eine hohe sprachliche Ähnlichkeit hin. Wenig Ähnlichkeit muss aber kein Zeichen für eine unzutreffende Klasse sein; das gilt besonders, wenn viele Merkmale übereinstimmen (Peaks bei der rosafarbenen Linie). Es kann auch sein, dass das Wording im Unternehmen sich einfach von dem des Klassifikationsstandards unterscheidet. Das könnte wiederum auf Optimierungspotenzial bei der Produktbenennung hinweisen.

Bei unserem Beispiel wird u. a. auf einen Blick ersichtlich:

  • Für das Produkt gibt es viele potenzielle Klassen. (1)
  • Bei der Klasse mit der höchsten textlichen Ähnlichkeit stimmen nur wenige Merkmale überein. (2)
  • Es gibt mehrere Klassen, die potenziell gewählt werden können, weil es viele Merkmalsübereinstimmungen gibt. (3)
  • Diese Produktmerkmale finden sich in den Klassen wieder. (4)

Bezogen auf das Merkmalsmapping ist das BI-Tool übrigens lernfähig. Wie bei der Produktbezeichnung kann sich auch die Bezeichnung der Merkmale von denen des Klassifikationsstandards unterscheiden und doch dasselbe bedeuten (z. B. Oberflächeneigenschaften vs. Farbe). Wenn Merkmalsbezeichnungen für mehrere Produkte aufbereitet werden, werden diese Regeln erlernt und können zukünftig automatisch auf weitere Produkte angewandt werden. In unserem Beispiel ist das bereits geschehen, sodass das Tool das Merkmal „Montageart“ automatisch mit dem Standard-Merkmal „Befestigungsart“ mappt.

Benefits durch den Einsatz eines BI-Tools

Das Beispiel zeigt, wie hilfreich eine BI-Datenanalyse und -Datenvisualisierung bei der Produktklassifikation ist, damit ein Mensch schnell und fokussiert eine Entscheidung treffen kann – ganz besonders in Zweifelsfällen. Entscheidungen werden dabei nicht nur mit höherer Effizienz getroffen, sondern auch objektiviert, transparent und damit auch später noch nachvollziehbar. Das Risiko von Fehlern ist zudem minimiert. Darüber hinaus ist der ganze Prozess der Produktklassifikation so sauber dokumentierbar.

Haben Sie noch Fragen zum Einsatz von BI-Tools bei der Produktklassifikation oder benötigen Sie Unterstützung bei der Produktklassifikation? Nehmen Sie Kontakt auf, wir beraten Sie gern. Oder werfen Sie einen Blick in unseren Dienstleistungsbereich Product Data Solutions.