Nächste Woche senden wir die Aufgabenstellung des diesjährigen TANNER-Hochschulwettbewerbs an die teilnehmenden Studierenden-Teams. Zweieinhalb Monate haben sie dann Zeit, die praxisbezogene Aufgabe der Phoenix Contact GmbH & Co. KG zum Thema Industrie 4.0 zu lösen und abschließend ihre Ergebnisse am 11. Mai vor der Wettbewerbsjury zu präsentieren. Eine Jurorin, die schon viermal Teil der Jury war, ist Dr. Jutta Nübel, Leiterin der Technischen Dokumentation bei MTU Friedrichshafen. Wie Dr. Nübel zum TANNER-Hochschulwettbewerb kam, wie sich der Wettbewerb aus ihrer Sicht entwickelte und welche Highlights es in den letzten Jahren gab – über das und noch vieles mehr habe ich mich mit ihr unterhalten.

Philipp Gaska: Wann und wie sind Sie mit dem TANNER-Hochschulwettbewerb in Berührung gekommen und wie wurden Sie Teil der Wettbewerbsjury?

Dr. Jutta Nübel: Ich arbeite nun schon seit mehr als 20 Jahren bei MTU Friedrichshafen und hatte immer wieder beruflichen Kontakt zu TANNER. Den TANNER-Hochschulwettbewerb kenne und verfolge ich schon seit vielen Jahren. Thomas Abele aus der Technischen Dokumentation von TANNER sprach mich 2011 an und fragte mich, ob ich Lust hätte, mit MTU als Industriepartner beim Wettbewerb 2011/12 die Aufgabe zu stellen. Seitdem bin ich jedes Jahr auch Teil der Jury gewesen.

Wie hat sich der Wettbewerb aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren entwickelt?

Ich finde, der TANNER-Hochschulwettbewerb richtet sich nach den Entwicklungen in der Technikkommunikation. Mit neuen Medien gibt es auch neue Anforderungen. Wir gehen da mit der Zeit. Bei den ersten Wettbewerben lagen die Aufgaben in der Erstellung klassischer Printprodukte, nun stehen Apps und andere Kommunikationsformen im Mittelpunkt. Der TANNER-Hochschulwettbewerb spiegelt gleichermaßen die Forschung und Lehre an den Hochschulen sowie aktuelle Problemstellungen aus der Industrie wieder.

Wo liegen die Herausforderungen für die Studierenden und die Jury beim TANNER-Hochschulwettbewerb?

Ich glaube, die Studierenden werden während des Wettbewerbs gut betreut. Fragen können sie an TANNER stellen, ebenso an ihre Dozenten an den Hochschulen. Die Aufgabenstellungen sind verständlich und gut zu erschließen – es kann jedoch sein, dass jemand die Aufgabe nicht genau durchliest und wichtige Teilaspekte übersieht. Ein gutes Zeitmanagement ist ebenso wichtig, damit die Studierenden ihre Lösungsvorschläge fristgerecht einreichen. Nicht nur die Studierenden stehen Jahr für Jahr vor einer neuen Aufgabe, auch wir als Jury müssen uns mit dieser Aufgabe und vor allem mit den Ergebnissen beschäftigen. Für jede Aufgabenstellung gelten eigene Bewertungskriterien – das ist mit die größte Herausforderung für uns. Aber auch hier werden wir von TANNER sehr gut gecoacht und für die abschließende Bewertungsrunde vorbereitet.

Was waren Ihre Highlights in den letzten Jahren TANNER-Hochschulwettbewerb?

Mein Highlight war vor allem das Jahr 2012, als ich mit MTU selbst Aufgabensteller war. Die abschließende Preisverleihung im Ferdinand-Porsche-Haus in Friedrichshafen bildete die Krönung. Zwei Jahre später, mit CLAAS als Aufgabensteller, gab es für ein Hochschulteam einen Sonderpreis. Dieses hatte zusätzlich zu seinem Kommunikationskonzept ein unterhaltsames Video eingereicht. Das zeigt auch, wie vielseitig die Aufgabenstellungen bearbeitet werden. Die feierliche Preisverleihung fand 2014 am Kaiserstrand bei Bregenz statt, in einem Restaurant auf dem Bodensee. Das Ambiente, die Begeisterung der Studierenden – da passte einfach alles und das war auch ein Highlight, das ich nicht vergessen werde.

Welchen Mehrwert haben Studierende vom TANNER-Hochschulwettbewerb? Warum sollten sie auch zukünftig mitmachen?

Für die Studierenden ist der Wettbewerb ideal, um neben dem Praxissemester an einem Projekt zu arbeiten und Kontakte zu Unternehmen und potentiellen Arbeitgebern zu knüpfen. Es ist auch wichtig und motivationsfördernd, Aufgaben zu stellen, die tatsächlich im Unternehmen zur Umsetzung kommen. Wenn sie spüren, dass ihre Ergebnisse weiter genutzt werden, dann ist dies noch viel wertvoller und Studierende sowie Industriepartner haben einen deutlichen Mehrwert vom Wettbewerb.

Was erwarten Sie von den zukünftigen Wettbewerben? Haben Sie Tipps und Ratschläge für Studierende, die am TANNER-Hochschulwettbewerb teilnehmen?

Ich freue mich über Industriepartner, die moderne Aufgabenstellungen mitbringen, von denen auch ich und mein Unternehmen wichtige Denkanstöße mitnehmen können. Von den zukünftigen Wettbewerben erwarte ich, dass Teams von vielen verschiedenen Hochschulen teilnehmen und kreative Lösungsvorschläge einbringen. Ich finde es auch interessant zu beobachten, wie sich die Technische Dokumentation und Kommunikation auf universitärer Ebene weiterentwickeln. Den Teilnehmern empfehle, ich die Aufgabenstellung genau zu lesen und die Freiräume mit innovativen Ideen zu füllen sowie operativ und arbeitsteilig auf Basis eines detaillierten Projekt- und Ressourcenplans mit Meilensteinen zu arbeiten. Und nicht zuletzt: Mit Freude und Elan dabei zu sein und jeden Meilenstein im Projekt gemeinsam zu feiern.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Dr. Nübel!